DER KOHLENBERGBAU NACH 1945 im Falkenauer Revier!
Der Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird auch für den Falkenauer Raum durch die umwälzenden Veränderungen als Folgen des verlorenen Zweiten Weltkrieges markiert. Am 8. Mai 1945 erfolgte die bedingungs- ose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht. In Falkenau selbst waren die Amerikaner einmarschiert, bei Huthäuser, nördlich der Stadt, hatten die Russen einen Schlagbaum errichtet, und die Tschechen übernahmen nun die Macht. Für die Falkenauer begann die Vertreibung aus ihrer Heimat.
Auch im Kohlenbergbau brachte die neue politische Situation große Veränderungen: Durch die Verstaatlichung kam es zu einem Zusammenschluß des zersplitterten Grubenbesitzes und zur Bildung eines einheitlich geleiteten Reviers. Für die verstaatlichten Bergbaugesellschaften bestellte man Nationalverwalter. Bis Mitte 1946 wurden alle Betriebe zu den »Falkenauer Braunkohlenwerken« (FHD) zusammengeschlossen. Anfangs wurde der Bergbau in der bisherigen Weise weiterbetrieben.
Die Jahresförderung im Revier hatte 1943 mit 5606000 Tonnen ihren höchsten Stand erreicht und war 1945 auf 3340000 Tonnen abgefallen. Noch herrschte im Revier der Tiefbau vor: 1946 gab es noch 25 Tiefbaugruben, außerdem acht kleinere und mittlere Tagebaue. 54 Prozent der Förderung stammt aus den Tiefbaugruben, 46 Prozent aus den Tagebauen. Bei der Aussiedlung der Deutschen wurden Bergleute in besonderem Maße zurückbehalten, vor allem Grubenarbeiter, Steiger, Markscheider etc.; nur wenige verblieben in gehobenen Stellungen. Aus dem Landesinneren und als Reemigranten strömten neue Arbeitskräfte ins Revier. Zusammen mit den zurückbehaltenen deutschen Arbeitern stieg die Förderziffer wieder an: Im Jahre 1946 betrug die Gesamtförderung 4702000 Tonnen und 1947 dann 5068000 Tonnen.
Der Bergbau konzentrierte sich jetzt auf die Ausbeutung der Kohle aus dem jüngsten und obersten Flöz, dem Antoniflöz, in Großtagebauen. Demgegenüber verschwindet der Tiefbau in den folgenden Jahren fast vollkommen. Die geringe Bergbautätigkeit auf Reste der Kohle aus den unteren Flözen wird ebenfalls eingestellt.
Die Kohle aus dem Antoniflöz hat einen hohen Wassergehalt von fast 40 Prozent und zwingt zu einer Nutzung an Ort und Stelle.
Es entstehen im Revier als neue Organisationsform zwei Braunkohlenkombinate:
Das »1. Kombinat« (Tisovd/Theussau): Es wurde an der Stelle der früheren Ortschaft Theussau bei Falkenau errichtet. Das Kombinat umfaßt eine Zentralsortierung mit einer Kapazität von etwa sieben Millionen Tonnen Kohle im Jahr und ein angeschlossenes Großkraftwerk von 512 Megawatt Leistung sowie eine Brikettfabrik mit einer Jahresleistung von 550000 Tonnen.
Das 2. Kombinat« (Vresová/Doglasgrün): Dieses Kombinat wurde östlich von Falkenau an der Stelle der früheren Ortschaft Doglasgrün errichtet, es wurde hauptsächlich für Druckvergasung der Kohle und für Briketterzeugung geplant.
Die Grenze zwischen beiden Kombinaten ist die Lanzer Straße von Falkenau nach Norden gegen Lanz.
An das »1. Kombinat Tisova«, westlich von Falkenau, sind die Großtagebaue »Silvester«, „Medardi“ und die Tagebaue „Gustav“ und „Liebig“ angeschlossen. Letztere beide sind unter dem Namen »Nationalunternehmen Dukla« in einer Betriebsdirektion zusammengefaßt.
Das »2. Kombinat Vresová« erhält seine Kohle . aus dem Großtagebau »Georg« (Jiri).
Die Großtagebaue haben die Landschaft um Falkenau vollkommen verändert und umgestaltet. Die Ortschaften Haselbach, das alte Haberspirk, Maierhöfen, Buckwa, Dorf Lauterbach und Theussau sind gänzlich verschwunden. Mit der Errichtung des Großtagebaues »Georg« wurden Orte wie Huthäuser, Littmitz, Albernhof und andere beseitigt oder abgetragen, wie zum Beispiel Doglasgrün, zum Teil auch Braunsdorf und Stelzengrün.
Am 25. Februar 1948 übernahm die Kommunistische Partei die Führung des Staates. Auf den Betrieben wurden Arbeitsdirektoren eingesetzt, und planwirtschaftliche Formen nach sowjetischem Muster erlangten bald immer mehr Geltung. Der Bergbau im Falkenauer Raum wurde von „Falknovske hnedouhelné doly“ (FHD) in „Hnedoulhelné doly a briketárny Sokolov“.(HDBS) abgeändert, das heißt »Braunkohlenwerke und Brikettfabriken Falkenau«.
Im Jahre 1953, am Ende des ersten Fünfjahresplanes, war die Gesamtrevierförderung auf 7902856 Tonnen gestiegen. Um eine weitere Steigerung der Kohlenförderung zu erreichen, wurde nach sowjetischem Vorbild eine gesamtstaatliche Organisation, die »Staatsanstalt zur Projektierung und Errichtung von Kohlenwerken«, kurz »Montanprojekt« genannt, gegründet.
Die nachstehende Tabelle nach Stiefl (1973, Seite 136) gibt abschließend eine Übersicht über die Entwicklung der Kohlenförderung im Revier . vom 19. zum 20. Jahrhundert:
im geförderte Beschäftigte Tonnen pro
Jahr Tonnen im Bergbau Beschäftigten
1819 10445 206 50
1870 279000 1720 160
1880 635000 2727 230
1890 1509000 4772 316
1937 3351000 4115 815
1955 9724000 8532 1140
1966 17645000 12250 1140
Mit der Fördermenge von 17,6 Millionen Tonnen Kohle im Jahre 1966 stand das Falkenauer Revier nach dem Brüxer Revier mit 46,5 Millionen Tonnen und dem Ostrauer Revier mit 21,7 Millionen Tonnen an dritter Stelle der Kohlenförderung der CSSR.
Anzahl der Schachtanlagen im Falkenauer Braunkohlenrevier vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.
Anzahl der Schachtanlagen im Falkenauer Braunkohlenrevier (nach: Vedecke informace, Seite 7):
Falkenau: Tiefbau-Gruben 297
Tagebau-Gruben 55
Stollen 11
Gesamtzahl der Schachtanlagen 363
Die Kohlenförderung im Falkenauer Braunkohlenrevier in den Jahren 1860 bis 1971 (nach: Vedecke informace, Priloha 1., Seite 11):
Jahr Tonnen Jahr Tonnen
1860 102625 1920 4440504
1870 278971 1930 3526495
1880 635139 1940 4569831
1890 1508826 1950 5881983
1900 2622559 1960 14228121
1910 3632187 1970 19514812