Ein kleines Portrait des Ing. Anton Stiefl, Bergbaufachmann und Chronist des Reviers.
Verfasser: Pavel Beran
Zu den hervorragendsten Bergbaufachleuten deutscher Nationalität, wie Ing. Adolf Horner (1891-1979)
Schauer (geb. 1893) und anderen, welche nach 1945 im Falkenauer Revier tätig waren, zählt auch Ing.
Anton Stiefl.
Das Licht der Welt erblickte er am 10. März 1904 in Münchhof Nr. 2 (Krs. Elbogen) als sohn eines Bauern.
Er wuchs in einer Gegend, die durch Kohlebergbau gekennzeichnet war, auf. Nach Beendigung der
Volksschule, hatte er in den Jahren 1915 – 1923 das Realgymnasium in Karlsbad besucht, danach die
Deutsche Technik in Prag und in den Jahren 1925 – 1929 absolvierte er die Hochschule für Bergbau in
-Pribram. Oerjunqe Bergbauingenieur, der neben seiner Muttersprache auch noch die tschechische und
englische Sprache beherrschte, fand zuerst im Januar 1930 bei der Duchcovsko-podrnokelske drahy’fin
Karlsbad eine Tätigkeit, aber gleich darauf im März bot sich eine günstigere Gelegenheit bei Eier Firma
Britannia bei den nordböhmischen Kohlebergbau in Sobedruhy und Probost, wo er als Ingenieur und
Betriebsleiter tätig war.
Nach der Errichtung des Protektorats, führte er ab 1942 in dieser Funktion den Bergbauschacht in Modlan,
Bezirk Aussig, wo er nach späterem Gutachten immer anständig und korrekt zu der Belegschaft war und
die tschecfiiscfien Arbeiter gegen die Willkür der Nazts verteidigte. Damals hat er rlte aus-elberschlesien
stammende Frau Emma (Vor- oder Zuname???) geheiratet und gemeinsam Tochter Angelika großgezogen.
Im Jahre 1942 wurde er Betriebsleiter der kleinen Grube Anton-Eleonora in Zettlitz bei Karlsbad.
(Anmerkung der Tochter: die überstandene Krankheit hat ihn gezwungen kürzer zu treten). Danach, im
Jahre 1944 – 1945 war er wieder in Modlan als Ingenieur bei der Planung.
Er erkrankte noch einmal schwer, musste sich längere Zeit erholen und erst am 15.10.1946 fing er in der
Grube Marie in Königswerth als Bergbauvermessungsingenieur an. Bald wurde er in der gleichen Funktion
auf die Grube Anton in Unterreichenau versetzt und ab 1947 bei der Direktion der HDBS (Direktion für
Gruben) als Beamter für Zukunftsplanung tätig. Als Grubenspezialist durfte er im Revier bleiben und wurde
so nicht in die Abschiebung eingereiht. Er erwarb in Unterreichenau im Jauar 1950 eine Wohnung, später
auch die tschechische Staatsbürgerschaft. Auf Grund seiner guten Arbeit hat ihn die Direktion der Gruben
endlich 1952 in die Funktion des Bergbauingenieurs wieder eingestuft und nutzte seine Erfahrung als
Betriebsleiter bei der Neueröffnung der Grube Littmitz (Lipnice??)(oder heisst die Grube so??)
Am 1.1.1953 wird er Mitarbeiter der Bergbauprojektion in Teplitz mit Standort Falkenau und wirkt mit bei der
Umstellung der Kohlegewinnung vom Tief- auf Tagebau. Im Dezember 1956 kommt er zurück in den
Betrieb Silvester, wo er als Bergbauvermessungsingenieur arbeitet. Mit Rücksicht auf seinen
Gesundheitszustand wird ihm ein Jahr später eine 6 Stunden Arbeitszeit bewilligt. Im Juni 1959 geht er in
den Ruhestand und bezieht als langjähriger Arbeiter die nicht kleine Rente vonm 1.733.- Kcs.
In der zweiten Hälfte der 50er Jahre, wo Ing. Stiefl mehr Zeit zur Verfügung hatte, begann er sich intensiv
für die Historie seines Betriebes zu interessieren und beendete im September 1958 die Abhandlung
„Großtagebau Freundschaft (pra’telstvi) und seine Bergbauvergangenheit“ (35 Seiten), wofür er von der
Betriebsleitung 1000.- Kcs ausgezahlt bekam. Im Jahre 1959 publizierte er diesen Text in der
Betriebszeitschrift „DruZ:ba“. Schon nach dem Eintritt in die Rente hat er im Juni 1960 die Schrift „Theussau
in der historischen Entwicklung vergangener Zeiten (66 Seiten), in der er das Schicksal der Umgebung in
breiten Zusammenhängen schildert, beendet.
Als im gleichen Jahr die Zentralgewerkschaften die Betriebsleitungen und Gewerkschaften der Betriebe
aufgerufen haben, die Geschichte der Betriebe auszuarbeiten, verhandelten 1961 die Vertreter der HDBS
über den Kauf und Publikation der beiden Arbeiten. Sie erbaten eine lektorisehe Beurteilung von Ing. V.
Mracno und Dr. A. Groß. Beide haben hauptsächlich die erste Arbeit, die zweite etwas verlegen,
hauptsächlich wegen ihrer wenig auslegenden Linie, beurteilt. (**) Die Angelegenheit wurde nicht beendet
und so wurden die beiden Arbeiten am 4.12.1961 in die Bibliothek des Betreibsarchivs gegeben.
Nach der Milderung der Situation im Jhre 1966 ist lng. Anton Stiefl mit seiner Familie in die Bundesrepublik
ausgesiedelt, wo er in Nürnberg ein neues Tätigkeitsfeld vorfand. Das historische Interesse am Falkenauer
Revier hat ihn aber weiterhin beschäftigt, und ermutigt durch die neuen Bedingungen, nach vorhergehenden
und vorbereitenden Arbeiten und Studium mit Unterstützung der Freunde wie Dr. Sturm, Dr. Richter und Dr.
Hanke, hat er am 1.9.1970 die „Geschichte des Falkenauer Reviers“ (Die Entwicklung des Kohlebergbaus
im Baraunkohlerevier Falkenau – Elbogen – Karlsbad, Titel des Buches, 151 Seiten) beendet. In der
Einführung behandelt er die Geologie, den Anfang und die Entwicklung des Bergbaues samt der Technik bis
in das Jahr 1968 und gibt eine Vorschau bis 1980. Es handelt sich hier um ein qualitativ sachlich
verarbeitetes Werk, das bis zum heutigen Tag in der tschechischen Fachliteratur kein Gegenstück
hat. Die Arbeit wurde 1973 im Lerche Verlag München vom Collegium Carolinum herausgegeben.
Somit hat in einer freien Umgebung die Vollendung der Arbeit des lng. A. Stiefl stattgefunden. Das erfüllte
Leben des 76-jährigen endet am 4.August 1980 in Lauf bei Nürnberg.
(Der vom Direktor des Bezirksmuseums in Falkenau verfasste Artikel wurde in der Falkenauer
Tageszeitung „Sokolovsky tydenik“ 1994 veröffentlicht. Übersetzung Frau A. Bergmann)
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